Kuraufenthalt in Wangen

Ich bin nicht gerade der Freund von Kuren und deshalb ist es auch sehr schwer, mich für eine Sache zu begeistern, die in diese Richtung geht. Normalerweise dauert so eine Kur sechs Wochen, doch für mich war von vornherein klar, dass ich nur vier Wochen bleiben werde. Das wurde dann auch mit der Klinikleitung abgesprochen, die widerwillig zustimmte. Die Kur begann zwei Wochen vor den Sommerferien, so verpasste ich den eher langweiligen Schluss.

In der Kurklinik angekommen, fingen gleich mal die Untersuchungen an. Wiegen und das Übliche eben. Anamnese wird das, glaube ich, in Fachkreisen genannt, kann aber auch anders sein :). Ich war auf der Station für die „Ältesten“. Dort war ich jedoch eine von den Jüngsten, was mich nicht weiter störte. Ich kam ins Zimmer mit Nina, sie litt unter Asthma. Mit mir auf der Station waren drei weitere Muko-Patienten, unter anderem Judith, deren Eltern auch in der Ortenauer Selbsthilfegruppe Mukoviszidose tätig sind. Die Zimmer waren schlicht eingerichtet und doch wohnlich. Doch gleich nach dem ersten Tag hieß es umziehen, da sie einen Pseudonomaskeim in der Dusche gefunden hatten.

In den ersten zwei Wochen hatte ich noch Schulunterricht. Das heißt, ich musste jeden Morgen in ein anderen Gebäude zum Unterricht. Dieser Unterricht war mehr ermüdend, als dass er was gebracht hätte, da alle aus anderen Klassen kamen und alle aus anderen Bundesländern und so konnte man nie auf einen Nenner kommen, was den Stoff anbelangte.

Morgens um halb sieben hieß es aufstehen, was für mich damals noch eine Qual war als Langschläfer. Danach ging es los mit Inhalieren. Zum Inhalieren gab es einen extra Raum, wo alle jeden Tag am jeweils eigenen Gerät inhalierten, da wurde sehr auf Hygiene geachtet. Danach gab‘s Frühstück. Auch bei der Sitzordnung wurde darauf geachtet, dass nicht zwei Mukos an einem Tisch saßen. Für uns Mukos gab‘s immer „Spezialessen“. Das heißt, wir durften uns aussuchen was wir wollten und hatten immer ein großes Angebot, deshalb war das Essen eigentlich immer ganz gut.

Nach dem Frühstück hatte man dann die jeweiligen Termine, entweder Krankengymnastik, Ergometer, Schwimmen, Schule oder einen Arzttermin. Jeden Tag wurde das Gewicht kontrolliert und schon bei einer Gewichtsabnahme von nur 500 g wurde ein großes Theater gemacht und mir wurde gleich befohlen, doch kalorienreiche Shakes zu trinken, was ich total übertrieben fand, weil ich keineswegs Untergewicht hatte.

Dann gab‘s Mittagessen. Auch wieder meistens ziemlich gut, es wurde auch penibel darauf geachtet, dass man seinen Teller auch wirklich leer gegessen hat. Danach war Bettruhe angesagt. Das hat mich immer ziemlich genervt. Ich konnte einfach mittags keine zwei Stunden in mein Bett liegen und schlafen. Das ging einfach nicht. Es wurde auch nicht erlaubt, draußen spazieren zu gehen bei schönem Wetter, so mussten wir bei Sonnenschein drinnen rumsitzen. Im EIGENEN Zimmer, das heißt wir durften nicht mal ein Brettspiel spielen oder ähnliches. Nach den zwei Stunden durften wir dann endlich wieder raus. Manche hatten Arzttermine, Krankengymnastik oder andere Aktivitäten, manchmal hatten wir auch einfach nur frei. Die Zeit haben wir uns dann mit Billard spielen oder ähnlichem vertrieben.

Abends gab‘s dann, welch ein Wunder, wieder essen 🙂 Danach hatten wir Freizeit und schauten meist ein bisschen fern. Danach ging‘s ins Zimmer, spätestens um zehn mussten wir das Licht ausmachen. Die Schwestern sind auch mehrmals in der Nacht reingekommen und haben Puls und Blutdruck gemessen, das hat mich sehr gestört, weil ich dann immer wieder eine Weile brauchte, um wieder einzuschlafen.

An Tagen, an denen wir frei  hatten, gab‘s ein paar Ausflüge. Einmal in die Stadt Wangen zum Eis essen und dann noch einmal ins Schwimmbad. Im Großen und Ganzen hat es mir in der Kur schon gefallen, nur war ich froh, als ich endlich wieder nach Hause durfte. Obwohl meine Eltern und Nando mich besucht haben, hab ich sie doch schrecklich vermisst.

Die Klinik Wangen find ich auch ganz in Ordnung, doch meine nächste Kur würde ich lieber am Meer machen, zum Beispiel auf Sylt, weil ich denke, dass die Luft für uns CFler dort um einiges besser ist.

© Christine Kohler 1997