Schwangerschaft birgt Risiken

Die Aktion „Leser Helfen“ unterstützt die Arbeit der Mukoviszidose-Regionalgruppe Ortenau. Der Pneumologe Sebastian Fähndrich spricht über die Risiken einer Schwangerschaft bei Patienten.


VON CHRISTIANE AGÜERA OLIVER

Bevor eine Patientin mit Mukoviszidose eine Schwangerschaft plant, sollten im Vorfeld die Risiken und mögliche Komplikationen besprochen werden. Sebastian Fähndrich ist leitender Oberarzt in der Klinik für Pneumologie am Universitätsklinikum Freiburg und sprach mit der MITTELBADISCHEN PRESSE über Mukoviszidose und Schwangerschaft.

Herr Fähndrich, lassen sich Schwangerschaft und Mukoviszidose vereinbaren?

Es gibt Patienten, die aufgrund bestimmter Mutationen im CFTR-Gen nur einen milden Verlauf zeigen, bei denen dann eine Schwangerschaft durchaus möglich ist. Hier sollte auf jeden Fall im Vorfeld mit den behandelnden Ärzten und der Humangenetik gesprochen werden. Auch die humangenetische Untersuchung des Partners ist wichtig, da es sich hierbei um einen autosomal-rezessiven Erbgang handelt, bei dem das Genom des Mannes nicht unerheblich ist.

Professor Sebastian Fähndrich (44) ist leitender Oberarzt am Universitätsklinikum Freiburg. Foto: Seehstern

Was kann die hormonelle Umstellung bei einer Schwangerschaft für Mukoviszidose-Kranke bewirken?

Die hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft birgt Risiken. Im Falle eines Schwangerschaftsdiabetes kann es bei vorbestehendem Diabetes mellitus Typ 3 (Mukoviszidose-bedingte Störung der Bauchspeicheldrüse) zu gravierenden Verschlechterungen der Stoffwechsellage kommen. Auch lebensbedrohliche Situationen können eintreten. Außerdem dürfen während der Schwangerschaft nicht alle Medikamente weitergenommen werden, da diese fruchtschädigend sein können.

Welche zusätzlichen Risiken gibt es für Mukoviszidose-Erkrankte bei einer Schwangerschaft?

Risiken für Mutter und Kind sind Infekte während der Schwangerschaft. Mukoviszidose-Patienten haben ein stark erhöhtes Risiko, eine sogenannte Infektexazerbation oder Lungenentzündung zu bekommen, die zu Sauerstoffmangelzuständen sowohl für die Mutter als auch das Kind führen können. Zudem drückt die Frucht auf die unteren Abschnitte der Lunge, die dann nicht ausreichend mehr belüftet sind. Das kann zu Lungenentzündungen und Sauerstoffmangel führen.

Ist die Möglichkeit größer, wenn die Mutter Mukoviszidose hat, dass das Kind ebenfalls daran erkrankt ist oder CF-Anlageträger wird?

Der Erbgang ist autosomal-rezessiv, das heißt, es sollte vorher ausgeschlossen werden, dass der Vater eine CF-Veranlagung hat.

Ist das genauso, wenn der Vater Mukoviszidose hat und die Mutter gesund ist?

Ja, es sollte vorher ausgeschlossen werden, dass die Mutter eine CF-Veranlagung hat.

Kann jede Frau mit Mukoviszidose auch Mutter werden?

Wie schon erwähnt, hängt das davon ab, wie fortgeschritten die Erkrankung ist. Bei stark zerstörten Lungen sollte das mit einer Schwangerschaft einhergehende Risiko der Verschlechterung nicht eingegangen werden.

Verschlechtern eine Schwangerschaft und auch die Geburt den Krankheitszustand?

Schwangerschaften können ein Risiko sein. Es gibt aber auch Fälle, die nicht zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes führen. Daher sollte im Vorfeld alles bedacht und besprochen werden.

Wie unterstützen Sie als Pneumologe während einer Schwangerschaft?

Als Mukoviszidose-Zentrum bieten wir eine eng verzahnte Zusammenarbeit mit der Gynäkologie an. Wir sind dann auch an der Betreuung während der Schwangerschaft und bei der Geburt sowie danach beteiligt.

Erschienen in der Mittelbadischen Presse am 29.12.2020