Das war „Leser helfen“ 2020/21

Die Spendenaktion der MITTELBADISCHEN PRESSE ist am Ziel. 168 000 Euro kommen der Selbsthilfegruppe Mukoviszidose Ortenau zugute. Das Geld wird dringend für die lebenslangen Therapien benötigt. Über 1900 Einzelspenden sind ein beeindruckendes Zeichen der Hilfsbereitschaft – gerade in Zeiten wie diesen.


Der Vorstand der Selbsthilfegruppe Mukoviszidose Ortenau (von links): Johannes Schneider, Silke Bildstein, Willi Kohler (Gruppensprecher) und Klaus Metzinger.

VON WOLFGANG KOLLM ER

Die Befürchtung hatte nicht nur Willi Kohler, Gruppensprecher der Selbsthilfegruppe Mukoviszidose Ortenau. Auch seine Mitstreiter im Vorstand und nicht zuletzt der Autor dieser Zeilen als Vorsitzender des Fördervereins „Leser helfen“ waren gespannt, wie sich die Jahrhundertkrise der Corona-Pandemie auf die Spendenbereitschaft der Ortenauer auswirkt. Um es vorwegzunehmen: Die Sorgen waren unbegründet: Am Ende der gut zweimonatigen traditionsreichen Benefizaktion der MITTELBADISCHEN PRESSE standen exakt 168000 Euro auf dem Spendenzähler. In der fast 24-jährigen Geschichte von „Leser helfen“ ist diese stattliche Summe im oberen Drittel der Spendensummen seit 1997 anzusiedeln (siehe nebenstehende Box).

„Die Solidarität aller Spender mit unseren betroffenen jungen Menschen sowie die Wertschätzung unserer Arbeit ist für uns eine wunderbare Erfahrung“, sagte Gruppensprecher Willi Kohler diese Woche beeindruckt. Über 1900 Einzelspender dokumentierten einmal mehr das Besondere, was „Leser helfen“ ausmacht: die sehr große Bandbreite der Spenden, von 5 Euro bis zu vierstelligen Summen. Außerdem, so Kohler, sei es „einfach toll“ gewesen, wie oft er und seine Vorstandskollegen und andere Mitstreiter in den vergangenen Wochen auf die Benefizaktion angesprochen worden seien – und auch auf das Thema.

Interessant war diesmal, dass viele „alte Bekannte“ – Gruppen, Vereine, Initiativen – coronabedingt nicht wie in den vergangenen Jahren öffentliche Aktionen auf Weihnachtsmärkten oder Weihnachtsfeiern veranstalten konnten. Aber viele haben einen kreativen Weg gefunden, sich dennoch für „Leser helfen“ zu engagieren. Beispielhaft sei der SC Durbachtal mit seinem traditionellen Silvesterlauf genannt, der diesmal nur individuell stattfinden konnte und dennoch 600 (!) Teilnehmer und somit auch Spender zu verzeichnen hatte. Das Ergebnis: über 4000 Euro!

168 000 Euro also. Geld, das die Selbsthilfegruppe dringend benötigt für die Bewältigung der lebenslangen Therapie der zumeist jungen Erkrankten. Konkret wird das Geld – zu 100 Prozent – investiert in folgende Projekte:

◼ die Sicherung der mobilen Krankengymnastik mit einem Fahrzeug – das zentrale, wichtigste und teuerste Projekt der Selbsthilfegruppe;

◼ für ein Spezial-Trampolin;

◼ dann für eine Kletterwand, beide sind in der neuen Kinderklinik in Freiburg angesiedelt

◼ und schließlich für zusätzliche Corona-Tests.

Haupteinnahmequelle der Selbsthilfegruppe ist seit Jahren eigentlich der Schutzengellauf in Zell a. H., der 2020 coronabedingt ausgefallen ist und auch dieses Jahr mit hoher Wahrscheinlich nicht stattfinden kann. Dieser akute Engpass war für die Mitgliederversammlung des Fördervereins „Leser helfen“ neben der allgemeinen Bedürftigkeit der Selbsthilfegruppe der Anlass gewesen, die Leser der MITTELBADISCHEN PRESSE zum Spenden aufzurufen.

Ein Bekenntnis

Wie wertvoll diese Hilfe sein kann, mag erahnen, wer sich näher mit dem Thema Mukoviszidose beschäftigt und auch mit Betroffenen – Erkrankten und Angehörigen – Kontakt hat. „Manchmal bin ich von einem Termin mit Betroffenen nach Hause gekommen und habe mir gedacht, wie klein doch so viele, auch meine Probleme sind“, gestand Christiane Agüera Oliver einmal am Telefon. Sie hatte die redaktionelle Begleitung der „Leser helfen“-Aktion übernommen. Informativ und umsichtig. Hatte darüber berichtet, welche unglaubliche Aufbauarbeit die Selbsthilfegruppe seit ihrer Gründung 1985 geleistet hat, wie mühsam und doch überlebenswichtig die tägliche Therapie für die Betroffenen ist. Sie hat erzählt, wie Eltern und Geschwister von Betroffenen damit umgehen, dass die unheilbare Erbkrankheit Mukoviszidose alles ändert am Familienleben, wie sie auf weitere Fortschritte in der Medizin hoffen, aber auch wie sie mit dem Sterben umgehen.

Und mittendrin die Selbsthilfegruppe, dieses Netzwerk der gemeinsamen Hoffnung und des gemeinsamen Kampfes gegen diese Krankheit.

 

Fotos: Ulrich Marx, Iris Rothe, Christoph Breithaupt, Volker Gegg; Layout: Christel Stetter-Golderer

Erschienen in der Mittelbadischen Presse am 23.01.2021